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Über die Abhängigkeit des Mannes vom Weiblichen


Zu der Qualitäten des Archetyp "wilder Mann" gehören Autonomie und Freiheit. Jeder Mann hat irgendwann die Bestrebung erfahren, diese Qualität zu leben. Jeder kennt das unglaublich erhebende Gefühl, das aus dem Erleben von Freiheit und Autonomie erwächst. Und jeder hat die Begrenzung erfahren. Die vorrangige Begrenzung dieser Qualität des wilden Mannes ist Abhängigkeit in welcher Form auch immer.

 

Die Urform von Abhängigkeit, in die jeder Mensch hineingeboren wird , ist die Abhängigkeit des Kleinkindes von der Mutter. Wahrscheinlich ist kein Wesen auf der Erde so bedürftig und so abhängig wie ein Kleinkind. Spätestens wenn das Kleinkind das Laufen lernt und sich bemüht "auf eigenen Füßen zu stehen", wird die Bestrebung sich aus der Abhängigkeit zu lösen deutlich sichtbar.

 

Aber so gut wie alle erwachsenen Menschen sind in ihrem Ablösungsprozess von dieser Urabhängigkeit irgendwo steckengeblieben und sind sich nur mehr oder weniger dessen bewusst. Wir reden hier nicht von den mehr äußeren Formen von Abhängigkeit, die als Kompensationsstrategien in Form von Süchten verschiedenster Art auftreten. Es geht um innere Abhängigkeit wie z. B. überhöhtes Bedürfnis nach:

 

  • gesehen und anerkannt werden, 
  • geliebt werden
  • wertgeschätzt oder gelobt zu werden
  • Sicherheit und Stabilität
  • Nicht verletzt zu werden (emotionalen Schutzpanzer)
  • Nicht allein sein
  • Geborgenheit und Zugehörigkeit u.s.w.

Bei Männern sind diese Abhängigkeiten oftmals mit der Abhängigkeit vom Weiblichen verbunden. Robert Bly beschreibt das in seinem Buch "Eisenhans" sehr schön in seiner bildhaften Sprache: der Schlüssel zu dem "Wilden Mann" liegt unter dem Kopfkissen der Mutter. Und der Junge muss sich den Schlüssel nehmen. Die Mutter gibt diesen Schlüssel nicht freiwillig her.

 

Jeder Mann hat sich diesen Schlüssel schon einmal genommen und könnte dazu eine Geschichte erzählen. Jeder Mann hat sich in irgendeiner Form als pubertierender Junge auf seine Art und Weise von der Mutter losgerissen. Nur leider ist es so, dass diese Urabhängigkeit in einer versteckten Form wie in den Beispielen oben weiterwirkt.

 

Robert Bly sagt dazu: der Mann ist versucht den Schlüssel, den er sich genommen hat, nun unter das Kopfkissen seine Frau zu legen. Und damit bin ich bei einem Hauptthema  von vielen Männern: der Abhängigkeit von der Frau im Allgemeinen und speziell von seiner Partnerin.

 

Die Abhängigkeit von der Frau im Allgemeinen kann sich z.B. auch darin zeigen, dass ein Mann die nahe Bindung zu einer Frau aus ganz bestimmten Gründen vermeidet oder sich nicht ganz darauf einlassen mag, weil er nicht frei von Ängsten in Bezug auf zu große Nähe ist. Andersherum können sich viele Männer nicht vorstellen allein zu leben, ohne eine nahe intime Beziehung zur Frau.

 

Die Abhängigkeit speziell von der Partnerin, mit der Du zusammen lebst und Dein Leben teilst, zeigt sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Das zu untersuchen ist für jeden Mann nicht ungefährlich, weil es Konfrontation mit Deinem eigenen Schatten bringt, mit dem was Du nicht oder noch nicht voll und ganz lebst. Wenn Du jedoch mehr Dein volles Potential und Dein ganzen Mann-Sein leben möchtest, kommst Du nicht umhin, Dir z.B. folgende Fragen zu stellen:

 

  • Hast Du ein volles Ja für Deine Frau und kannst Dich aber gleichzeitig auch abgrenzen und für Dein ganz Eigenes gehen, wenn es nötig ist?
  • Wo  machst Du Kompromisse in der Beziehung, nur um die Beziehung zu Deiner Frau nicht zu beunruhigen?
  • Verzichtest Du in Deiner nahen Beziehung auf Deines, auf etwas was Dir eigentlich wichtig wäre? (Benenne ganz konkret um was es dabei geht.)
  • Kannst Du manchmal gut allein sein, oder hast Du dann eher ein Gefühl von Mangel - so als ob die zweite Hälfte von Dir abwesend ist?
  • Kannst Du Dich ganz auf Nähe mit Deiner Partnerin einlassen, oder hast Du manchmal das Gefühl, dass es Dir viel zu nah ist, eingeengt zu sein und Abstand zu brauchen, Deine Freiheit zu brauchen, einfach nur weg zu wollen?
  • Wie erlebst Du Deine Abhängigkeit vom Weiblichen?

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